Freitag, 5. Februar 2010

Auf Tarponitos in den Magroven

Zum Jahreswechsel war es dieses Jahr in der Karibik besonders windig und extrem kalt. An Ausfahrten aufs offene Meer war kaum zu denken. Zum Glück gibt es eine Alternative: Angeln im Fluss, der sich mitten durch die Mangroven schlängelt. Wo Krokodile nach Beutelratten schnappen und Tarpons sich hauptsächlich von Welsen ernähren war ich genau richtig. An diesem weitgehend unbekannten Ort hatten sich vor mir nur wenige Deutsche verirrt. Der komplette Fluss ist nur von der Mündung und von der Lodge zugänglich und überwacht. Ausser den fünf lizenzierten Booten kann niemand dort angeln. Entsprechend dicht ist der Fischbestand. Während der Guide im Halbdunkeln noch das Boot vorbereitet, frag ich mich welch kuriose fadenartige Wasserpflanze aus einem Seitenarm ragt. Bei näherer Betrachtung sind es tausende Welse, deren Barteln dicht an dicht frech aus dem Wasser schaun. Sofort montiere ich einen Haken an der Hauptschnur und werfe ein Stückchen Käse von meinem Sandwich mitten ins Gewusel. Und schon liegt ein netter Wels von fünf Pfund vor mir. Eine Minute später der nächste. Der Guide lacht nur und mahnt keine Zeit mit kleinen Fischen zu verschwenden. Widerwillig steige ich ins Boot und schon rast er auf dem engen Fluss los. Ich muss anfangs noch den Kopf einziehen, so eng ist es. Aber langsam wird der Fluss breiter und tiefer. Auch die Welse, die anfangs noch zu dutzenden vom Boot getroffen werden nehmen an Anzahl ab und an Größe zu. Nach einigen Kilometern drehen wir hundert Meter um und lauschen. Mein Guide kann in etwas Entfernung die ersten kleinen Tarpons spingen hören. Skeptisch schaut er den sich verdunkelnden Himmel an und erklärt, dass heute ein ausgesprochen schlechter Tag zum Angeln sei, da der Luftdruck verrückt spielt. Wir fahren einige Meilen weiter und drehen wieder ein wenig um. Nach kurzer Zeit geht es los: an beiden Ufern nahe der Mangroven sind Tarpons auszumachen. Während der Guide auf einen kleinen Jig vertraut montiere ich einen dreiteiligen gelben Sebile an der leichteren Rute und einen Halco Trembler an der schwereren Rute.





Zunächst habe ich die mit meinem Sebile mehr Attacken zu verzeichnen als der Guide mit seinem Jig. Die kleinen Drillinge greifen leider nicht in den großen Mäulern. Jeder Wurf produziert Bisse. Die Fische können sich leider freischütteln. Ich bitte darum die Drillinge gegen große Einzelhaken zu tauschen. Währendessen angle ich mit der schwereren Rute weiter. Endlich bleibt ein guter Tarpon von ca. 20 Pfund hängen. Die Sprünge und das durch den Grund bohren kann ich noch meistern. Als er in die Wurzeln zieht reisst das 40 Pfund-Vorfach. Mit dem Sebile an der anderen Rute will ich nicht mehr weiterangeln aus Angst ihn zu verlieren. Also montiere ich an der schweren Rute einen Super Shad Rap. Der ist erstmal etwas zu groß für den schmalen Oberlauf des Flusses, wo eher kleinere Fische anzutreffen sind. Mein Guide fängt mit seinem Jig mehrere kleine Tarpons. Kalter Wind zieht auf und es fängt an zu regnen. Wir wechseln den Platz. Dort angekommen sind wir beide trotz Regenjacken komplett durchnässt. Ich montiere auch einen Jig an der leichten Rute. Halb erfroren fangen wir weitere kleine Tarpons und gute Snooks.



Leider verlieren wir immer wieder gute Fische an die Mangroven. Der Schlüssel zum Erfolg sind präzise Würfe dicht an die Wurzeln. Oft sind Fisch und Köder leider innerhalb von Sekunden im Wurzelwerk. Wir beschließen dem Flusslauf mit Vollgas zu folgen bis er etwas breiter wird. Dort ist keinerlei Aktivität festzustellen. Ich wechsle wieder auf die stärkere Rute mit Super Shad Rap. Jetzt erst recht denke ich mir und schon beim fünften Wurf ist es endlich soweit. Es reisst mich fast um. Zum ersten mal heute wird der Motor zum Drill eingeschaltet. Nach zehn verrückten Minuten gibt der Tarpon endlich auf.



Schnell einige Fotos und zurück ins Wasser. Die Sonne scheint, ich bin zufrieden. Langsam machen sich meine Arme bemerkbar und wir entscheiden die restlichen zehn Kilometer zu trollen. Der Fluss ist da schon richtig breit und uns bläst kalter Wind vom Meer entgegen.



Wir fangen einen hübschen Mangroven Snapper und einen Jack Crevalle bis wir am Meer sind. Dort regnet es auch wieder. Wir flüchten mit Vollgas vor Regen und eisigem Wind den Fluss hoch um einige Nebenläufe anzuschauen. Unglaublich wie viel Strecke man dort an einem Tag abangeln kann.



Auf Popper landen wir noch zwei weitere Tarpon und einen Snook. Einen weiteren gewaltigen Snook von weit über zehn Pfund kann ich leider nicht ohne Vorfachbruch aufhalten. Mittlerweile wird es schon wieder dunkel und wir beschließen den Tag zu beenden. Gelandet habe ich zwölf nennenswerte Fische darunter fünf Tarpon. Ich will mir gar nicht vorstellen was hier im Frühsommer bei gutem Wetter los ist, wenn zusätzlich die wandernden großen Tarpon dazukommen.

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